Julia Kadels erste Alben erschienen bei Blue Note, dann nahm sie im analogen Studio von MPS in Villingen-Schwenningen auf, und zuletzt in den legendären Berliner Hansa Studios. Dabei hat Julia Kadel es gar nicht unbedingt so sehr mit der Vergangenheit: Ihre Aufnahmen – ob im Trio oder Duo – wurden gerade dafür gefeiert, höchst zeitgenössisch, unkonventionell, vielgestaltig und intensiv zu sein, irgendwo zwischen freier und Neuer Musik. Dass sie sich zudem für die Sichtbarkeit queerer Jazzmusiker*innen einsetzt, verdeutlicht, dass sie ihr Dasein als Instrumentalistin nicht in einem politikfernen Raum ansiedelt. „Powerful Vulnerability“ heißt ihr jüngstes Trio-Album, aufgenommen für MPS mit der deutsch-griechischen Kontrabassistin Athina Kontou und dem US-amerikanischen Drummer Devin Gray. Die Fragilität, die Zweifel, die Unsicherheit, die sich in der Verletzlichkeit verbergen, haben für Kadel eine produktive Kraft: Wer verletzlich ist, kann sich berühren lassen, Schichten entdecken, die an einem gepanzerten Körper abprallen würden. Das gilt ganz besonders bei einem Solo-Projekt: Die Ungeschütztheit erzeugt zugleich eine immense Offenheit und Durchlässigkeit. Wenn Julia Kadel alleine am Klavier sitzt, sich von einer Note ausgehend durch ihre diversen musikalischen Wahrnehmungsräume bewegt, dann ist das nochmal dichter, intimer, ausdrucksstärker als im Dialog mit anderen Musiker*innen. Jede solistische Performance ist ein Risiko – aber der Gewinn unermesslich. Freuen Sie sich auf Julia Kadels Solo-Abend!