Unsere Awareness-Arbeit
12. Juli 2023
Was bedeutet Awareness?
Awareness (vom Englischen „to be aware“: sich über etwas bewusst sein) bedeutet in erster Linie die individuellen Grenzen und Bedürfnisse von dir, wie auch von anderen zu achten. Ein achtsamer und bewusster Umgang mit Betroffenen von Sexismus und sexualisierter Gewalt wird als Antisexistische Awareness bezeichnet. Dies setzt eine Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Machtverhältnissen voraus. Jedoch sind nicht nur diese Formen der Grenzüberschreitung verletzend. Alle Formen von struktureller Diskriminierung verletzen persönliche Grenzen. Daher möchte der Karlstorbahnhof Betroffenen von allen strukturellen Diskriminierungsformen Unterstützung anbieten – wenn sie sich dies wünschen.
Die drei Säulen unserer Awareness-Arbeit
Einigkeit: Nein heißt Nein!
Die Definition, ob eine sexualisierte Grenzverletzung vorgefallen ist, liegt einzig und allein bei der betroffenen Person. Jede von sexualisierter Gewalt betroffene Person kann für sich selbst sagen, was sie wann als Gewalt wahrnimmt. Gewalt wird aufgrund der persönlichen Geschichte, Gegenwart und Erfahrung von Betroffenen unterschiedlich erlebt, eingeordnet und eingeschätzt. Doch nicht nur sexualisierte Grenzverletzungen können dazu führen, dass sich Menschen auf einer Party unwohl fühlen: rassistisches, antisemitisches, sexistisches, ableistisches, altersdiskriminierendes und/oder homo-/trans-/interphobes Verhalten kann von verbalen Beschimpfungen bis zu physischen Übergriffen reichen [1]. Auch hier gilt: Wann sich eine Person aufgrund ihrer sexuellen Identität, Hautfarbe und/oder Herkunft etc. von einer anderen Person angegriffen und diskriminiert fühlt, liegt bei der betroffenen Person selbst. Diese Grenzen sind zu respektieren.
Definitionsmacht
Unter Definitionsmacht versteht man das Konzept, dass – auf Grund von individuell verschieden erlebter und wahrgenommener Gewalt – nur von der betroffenen Person definiert werden kann, wann Gewalt anfängt, Grenzen überschritten werden und was als Gewalt wahrgenommen wird. Somit wird auch das Benennen von Gewalt oder einer Grenzüberschreitung durch die betroffene Person nicht in Frage gestellt. Individuelle Wünsche und Bedürfnisse werden geachtet.
Parteilichkeit
Wir erklären uns solidarisch mit betroffenen Personen! Eine neutrale Position ist in einer solchen Situation praktisch nicht möglich und auch nicht sinnvoll. Sie schadet der betroffenen Person und schützt die beschuldigte Person.
Unser Abend-Awareness-Team
- Wir gehen aktiv gegen diskriminierendes und/oder grenzüberschreitendes Verhalten vor
- Wir können Übergriffe nicht generell verhindern, aber bei konkreten Fällen unterstützen und als Ansprechpartner*in zur Verfügung stehen. Hierbei liegt unser Fokus immer auf den Bedürfnissen und Wünschen der betroffenen Person
- Vorfälle werden vertraulich behandelt und Informationen nur mit Einverständnis der Betroffenen weitergegeben
- Wir unterstützen, bis sich die betroffene Person wieder handlungsfähig fühlt
- Besucher*innen finden den Awareness-Stand an einem ausgewiesenen Ort. Auf Wunsch können Besucher*innen zusammen mit einer Person des Awareness-Teams den Ruheraum nutzen
- Eine Person des Awareness-Teams ist meist am Awareness-Stand anzutreffen. Sollte das mal nicht der Fall sein, wird eine Nummer hinterlegt, die angerufen werden kann
- Du kannst dich an das Team wenden, solltest du dich unsicher oder bedrängt fühlen. Diskriminierendes Verhalten hat Konsequenzen wie Hausverbot oder Anzeige. Unsere Grundsätze findest du hier.
- Alle Mitarbeitenden sind geschult und sensibilisiert. Eine Arbeit ohne Einverständnis mit diesem Konzept ist bei uns nicht möglich
Ihr habt Fragen, Feedback oder wollt euch mit uns für mehr Awareness engagieren? Meldet euch gerne bei uns unter respekt@karlstorbahnhof.de
[1] Eine lesenswerte Sammlung und Erklärung häufig verwandter Begriffe zu Diskriminierung und Diversität von Ableismus über POC bis hin zu Trans* gibt das Wörterbuch von Diversity Arts Culture.