Wo kommen wir her? Wo möchten wir hin?
Eine Ausstellung auf dem Marlene-Dietrich-Platz vom 13. - 28. September
9. August 2024
An drei Tagen im Juni fand im Rahmen des Projektes „Kios“ unter dem Namen „Wo kommen wir her? Wo möchten wir hin?“ ein Workshop statt. Er beschäftigte sich mit Fragen zu Identität und einer guten Zukunft. Verschiedene Medien und Mittel wie Fotografie, Text und Ton dienten dazu, Gedanken und Geschichten sichtbar und hörbar zu machen. Im September findet auf dem Marlene-Dietrich-Platz eine Ausstellung der dort entstandenen Werke statt.
Lara Geiss, Mitarbeiterin des Karlstorbahnhofs, hat die Workshopleiterinnen Miriam Stanke und Seda Keskinkılıç gefragt, was besonders während dieser Tage war, wie es zur Idee für den Workshop kam und was Besuchende bei der Ausstellung im September erwarten können.
Hi Seda und Miriam! Wie kam die Idee für dieses Projekt zustande?
Miriam: Seda und ich haben uns vor noch gar nicht allzu langer Zeit auf einer Ausstellung kennengelernt. Dort habe ich ihre Texte gehört und war sofort begeistert. Die Idee eines Foto-Text-Workshops ist dann relativ schnell gereift und war für uns beide zwar neu, aber ich denke, wir beide konnten uns in das jeweils andere Medium hineinspüren und waren deshalb neugierig darauf, beides zu verknüpfen.
Seda: Es war schön, dieses Vertrauen zu haben, dass wir uns mit unseren jeweiligen Perspektiven unterstützen und ergänzen. Wir wollten einen Raum schaffen, der sich mit den Fragen auseinandersetzt, wie ein Miteinander auf Augenhöhe gelebt werden kann. Dabei interessierte uns ein sehr persönlicher Ansatz, das heißt Geschichten, die uns zu den Menschen machen, die wir jetzt sind und die Frage, wohin wir mit unserem Denken und Fühlen und Handeln eigentlich wollen.
Das klingt nach einem großartigen Match. Die Umsetzung dieser Ideen in einen Workshop stelle ich mir gar nicht so einfach vor. Wie war euer Vorgehen vor und während des Workshops, um solch einen Raum zu schaffen?
M: Wir hatten uns sehr akribisch auf den ersten Tag vorbereitet, viele Übungen und praktische Aufgaben eingebaut, um allen die Möglichkeit zu geben, sich mit dem Medium Fotografie sowie Text vertraut zu machen, aber auch Raum gelassen, um uns besser kennenzulernen. Uns war wichtig, dass ein geschützter Raum entstehen kann, der auch Intimes zulässt. Am zweiten Tag wurden wir freier und hatten uns als Ziel gesetzt, individuell auf die Teilnehmenden einzugehen, um sie in ihren eigenen Projekten zu begleiten.
S: Dabei wechselten wir Schreib- und Fotografie-Inputs mit Gesprächsrunden ab. Mit immer neuen Impulse
stellten wir uns dieselben Fragen: Welche Erinnerungen stecken in den Räumen, die wir betreten? Was wollen wir eigentlich voneinander? Welche Geschichten können wir erzählen von den Menschen, Räumen und Gegenständen, die für uns identitätsstiftend waren? Die Art und Weise, auf diese Fragen eine Antwort zu finden, variierte mit dem Fortschreiten der gemeinsamen Arbeit.
Gab es etwas, das ihr während des Prozesses besonders eindrücklich fandet?
M: Mich hat besonders fasziniert, wie schnell eine Symbiose entstanden ist zwischen Text und Bild.
S: Ja, das stimmt. Bereits die erste Kennenlern-Runde starteten wir mit dem Versuch, Bild und Versmaterial miteinander zu verbinden. Es entstand ein Gefühl von Entdeckungslust. Es gab ganz besondere Augenblicke, wenn wir alle in ein gemeinsames Schaffen kamen und die Gespräche sich wie automatisch in ein praktisches Tun verwandelten. Inputs wurden aufgegriffen und in Text oder Bild verwandelt, mit der Gruppe geteilt und wieder neu bearbeitet. Das war bisweilen sehr bewegend.
Der Workshop selbst war also ein voller Erfolg. Nun findet im September die Ausstellung der entstandenen Werke im Container auf dem Marlene-Dietrich-Platz statt. Was erwartet Besuchende bei dieser Ausstellung?
S: Bild, Text, Ton und die Suche nach gemeinsamen Erinnerungen. Wir blicken auf Bilder von Dielenböden, auf Wasser, auf Gebäudefassaden, wir lesen von der Suche nach einem neuen Wir, von Lieblingsorten und der Frage danach, wie wir uns von Zuschreibungen befreien können. Wir sehen Verbindungen von Mensch und Tier, die der Hoffnung Raum geben, ein gleichwertiges Leben zu leben.
Und zu guter Letzt: Wo kommen wir her und wo möchten wir hin? Was waren für euch die wichtigsten Ergebnisse?
S: Wir haben uns mit den intimen Fragen unserer Identität und der Frage nach einer guten Zukunft beschäftigt. Das Mitgefühl für uns und unsere Geschichten war eines der Resultate dieser Zusammenarbeit. Wir haben gesehen, dass wir viel gemeinsam haben, viele Gefühle und Erinnerungen bekannt sind. Es war eine sehr persönliche Erfahrung, sich gegenseitig anzuhören, als Individuum zu sehen, wertzuschätzen und ein gemeinsames Schaffen zu initiieren. Für uns war es spürbar, dass wir einander Schutz gegeben haben und uns gesehen haben als die Menschen, die wir sind.
Sehr inspirierend. Vielen Dank euch beiden!
Kios ist ein Projekt in Kooperation mit:
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Veranstaltungen zum Thema
Wo kommen wir her? Wo möchten wir hin?
Eine Ausstellung im öffentlichen Raum
Fr 13.09.24 / 19:00 / Marlene-Dietrich-Platz