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Hotel Rimini

Allein unter Möbeln Tour 2024

Do 04.04.24 / 20:00 / Saal

Bild: Hotel Rimini

„Oktober in Rimini“ ist nicht nur ein italienischer Filmklassiker der 70er Jahre. Die drei Worte sind auch die Antwort auf die Frage nach dem Ursprung. Dem Ursprung der wundersamen, sympathischen und geradezu wahnwitzig versierten Band Hotel Rimini. Im Oktober in Rimini nämlich arbeiteten sechs verhinderte Musiker*innen als Hotelangestellte in einem heruntergekommenen Urlaubsresort an der Küste der Adria. Julius und Paul fuhren als Liftboys in ausgebeulten Uniformen ihre immer gleichen Wege zwischen oben und unten. Annegret leitete das hoteleigene Volleyballteam, was bei ihrer Größe von 1,58 Meter mehr als beachtlich war. Jakob war für die Küche zuständig, Valentin arbeitete als Bademeister und Paula brachte die Zimmer mit routinierter Akribie auf Vordermann. Sie alle verband die Passion für Musik und die Notwendigkeit, ihren Bohèm’schen Lebenswandel quer zu finanzieren. Das triste Lied der Nebensaison sang seinen immergleichen Refrain bis es jäh vom herbstlichen Lockdown unterbrochen wurde. Tristesse virale sozusagen. Das Hotel schloss seine Pforten und die ohnehin wenigen Gäste verließen den Hafen des Pauschaltourismus. In dieser Gemengelage aus leer stehenden Zimmern und wachsender Inspiration gründeten die sechs eine Band, quartierten sich kurzerhand in der Präsidentensuite ein und entwickelten ihr Debütalbum „Allein unter Möbeln“. Oder war doch alles ganz anders? Halten wir es mit Werner Herzog, frönen wir der ekstatischen Wahrheit und konzentrieren wir uns auf das Wesentliche. Das Wesentliche sind in diesem Fall die 13 Songs, die Hotel Rimini für ihr Debütalbum eingespielt haben, das in seiner Stilsicherheit und Vielschichtigkeit bemerkenswert ist. Wer zeitlose Musik macht, hat es schwer, die Band der Stunde zu sein. Und dennoch ist „Allein unter Möbeln“ ein klarer Bote der Gegenwart. Das hat auch mit den Texten von Sänger Julius Forster zu tun, der mit rauer Stimme und scharfsinnigen Beobachtungen die Gegebenheiten unserer Zeit begleitet. Und jeder weiß es besser, doch keiner so genau. Bei zwei Tassen Espresso zieh’n wir uns durch den Kakao- aus „Jubel Trubel Eitelkeit“ 

Dabei gleiten die Liedzeilen nie ins langweilig Moralisierende ab, lassen stets Raum für die eigene Deutung. Das Scheitern an den Brutalitäten des Alltags spielt bei Hotel Rimini ohnehin eine größere Rolle als das Politische. Zum Thema „Vergangenheitsbewältigung im öffentlichen Nahverkehr“ heißt es da zum Beispiel: Die Tatortermittler im Fernsehn sind auch nicht mehr, was sie mal warn. Und dich will ich aus dem Verkehr ziehn, ich fliehe vor dir in der Bahn. Schöne Texte, die auf ausgefeilte Musik treffen. Gezogene Vergleiche zu Element Of Crime oder Rio Reiser sind sehr galant, greifen aber zu kurz. In Hotel Riminis breitgefächertem Instrumentarium zwischen Indie und Chanson sind komplexe Streicherarrangements genauso beheimatet wie eingängige Gitarrenhooks. Mal verirrt sich ein altes Casio in einen Song, mal ein sporadisch eingesetztes Waldhorn. Eine heulende E-Gitarre oder ein groovig-rumpelndes Schlagzeug finden genauso ihren Platz wie ein Streichtrio, das an Schubert erinnert. In „Hilde“, dem letzten Song des Albums, ist sogar ein einminütiges Kontrabass-Solo zu hören, das nicht prätentiös klingt, sondern wunderschön. Dass das Album in seiner Vielseitigkeit dabei wie aus einem Guss klingt, ist auch Produzent Sascha Hünermund zu verdanken, in dessen charmantem Studio im Leipziger Westen die Riminis fast alle Songs live eingespielt haben. Man kann also sagen das im Herbst 2023 erschienene „Allein unter Möbeln“ ist ein exzellentes Debütalbum geworden, das sie nun auf ausgedehnte Tour durch den deutschsprachigen Raum führt.

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